Letzte Woche erlebten wir wieder das, was wir leider in den letzten 2-3 Jahren viel zu häufig erleben wenn wir Julia Shelter Helfer das Tierheimgelände betreten wollen: wir finden einen Hund vor, und dieser sitzt meist auf dem Gelände und nicht davor. Viel zu viele Hunde wurden in den letzten Jahren mit einem Wurf über den Tierheimzaun entsorgt. Vor uns saß also wieder ein Hund, dieses Mal eine abgemagerte dunkle Pointerhündin. Der Anblick auf abgemagerte Hunde ist ein Anblick an den wir uns nie gewöhnen werden.
Wir tauften diese Hündin Amari. Amari ist ein afrikanischer Name und bedeutet Kraft und Stärke. Es war ersichtlich, dass Amari sehr stark gewesen sein muss in den vergangenen Monaten, vielleicht sogar Jahren.
Es schien als würde Amari am Tag ihres Auffindes schon auf die Helfer warten. Sie war zwar noch etwas schüchtern, aber sichtlich froh einen Menschen zu sehen, der sich ihrer annahm. Anders als einige andere Hunde ließ sie sich sofort einfangen.
In unseren Armen angekommen sah man dann das gesamte Ausmaß: sie war abgemagert bis auf die Knochen und der Anblick ihres Gesäuges verriet uns, dass sie schon viele Welpen in ihrem Leben hat bekommen müssen. Aber trotz ihres schlechten Zustands ist sie eine wunderschöne und ganz liebe und sanfte Hündin.
Natürlich bekam Sie von uns erst einmal etwas zu fressen, was sie natürlich herunterschlang. Zu groß war ihr Hunger sich eine kleine Portion aufzuteilen, allzu große Portionen können wir ihr noch nicht geben, da ihr Magen dann rebellieren würde. Sie wird nun mehrmals am Tag aus dem Zwinger geholt und bekommt kleine Portionen, um so ganz langsam wieder zu Kräften zu kommen.
Immer wieder fragen wir uns, wie man Lebewesen so etwas antun kann. Wie man Lebewesen wie Gegenstände behandeln kann. Eine Antwort darauf werden wir nie erhalten. Amari jedenfalls, war offensichtlich nur eine Gemärmaschine, die ihren Zweck erfüllen musste.
Wie alle neuen Hunde musste auch Amari sich erst einmal einem Gesundheitscheck unterziehen. Leider kam dabei heraus, dass sie Leishmaniose positiv ist. Wir alle wissen was dies bedeutet: Amari wird vermutlich für den Rest ihres Lebens bei uns im Tierheim als Patenhund bleiben müssen. Es gibt Orte, da wird ein Leismaniose positiver Hund sofort eingeschläfert, ob sie Symptome zeigen oder völlig symptomfrei sind. Kurz darüber nachgedacht haben wir auch, denn das Tierheim platzt aus allen Nähten und ein weiterer Dauerinsasse ist natürlich wieder mit Kosten verbunden. Aber Amari ist eine so liebe und sanfte Hündin, mit einem Blick der einem durch Mark und Bein geht, dass wir es nicht übers Herz gebracht hätten. Amari würde es lieben bei einer Familie zu leben. Sie genießt jede Streicheleinheit von uns und schmiegt sich dann ganz sanft an uns an und schaut uns liebevoll mit ihren großen treuen braunen Augen an. Sie hat eine schlimme Ohrenentzündung die immer noch behandelt wird. Sie schreit bei jeder Behandlung, wehrt sich aber nicht, sondern kuschelt sich sogar, bei der schmerzvollen Behandlung, an uns ran. Für uns ist sie einer dieser Seelenhunde. Sie würde einen Menschen oder eine Familie sehr glücklich machen.
Leider wissen wir, dass Amaris Vermittlungschancen ziemlich gering sind. Eine größere dunkle Hündin mit Leishmaniose - wer will so einen Hund schon? Aber vielleicht geschieht eines Tages ein Wunder, und genau IHR Mensch liest ihre Geschichte, verliebt sich in ihre wunderschönen Augen und bietet ihr ein weiches Kuschelkörbchen für den Rest ihres Lebens.
So lange Amaris Wunsch aber nicht in Erfüllung gegangen ist, sucht sie einen Menschen der sie wenigstens aus der Ferne mit einer Patenschaft unterstützt. Denn natürlich muss auch Amaris Aufenthalt im Tierheim gesichert werden.
Eins ist für uns klar: Amari, die Starke, ist bei uns willkommen und wir werden uns so lange liebevoll - soweit dies eben im Tierheim möglich ist - um sie kümmern, bis das Schicksal vielleicht andere Wege für sie vorgesehen hat.
Euer Julia Shelter - Team