Schon lange hatte ich vor das Julia Shelter auf Zypern zu besuchen und die Menschen und Hunde persönlich kennen zu lernen. Im März 2018 war es endlich so weit! Flug gebucht und ab auf die Insel.
Nun hatte ich eine Woche Zeit Zwinger für Zwinger die Hunde kennen zu lernen und einige Zeit im Freilauf mit ihnen zu verbringen. Meine Vorstellung wurde dabei übertroffen! Pauschal kann ich sagen, dass dort einfach „Haustiere“ leben, die nicht auf die Straße oder in einen Zwinger gehören. Hunde, die den Menschen kennen, mögen und sich lieber mit uns beschäftigen als die kurze Zeit im Freilauf für sich zu nutzen.
Auf ein paar Juwelchen, die mich beeindruckt haben, möchte ich deshalb speziell eingehen.
Lucio: Der Labrador-Mix der schon knapp 3 Jahre sein Leben im Julia Shelter verbringt. Nachdem wir den Zwinger betraten, war erst mal viel Aufregung angesagt. Lucio teilt sein kleines Reich mit Gismo - dem eindrucksvollen Husky-Mischling, der Ruhe ausstrahlt und auch selbstbewusst und selbständig wirkt – und mit Cleo – einem aufgeweckten Mädchen, die ihre Jungs ganz gut im Griff hat.
Kurz nicht aufgepasst, klaute mir Lucio erst einmal die Leine. Schlauer Kerl, so war doch gleich mal meine ganze Aufmerksamkeit bei ihm.
Im Freilauf angekommen zeigte er sich zwar erst nervös und aufgedreht, was ihm nicht zu verübeln ist, immerhin gibt es ja auch nicht jeden Tag so viel Aufmerksamkeit. Er hat mir aber schnell gezeigt, dass er auch sehr konzentriert mitmachen kann. Er möchte es richtig machen und ist darin auch wirklich gut. Sein Blick auf mein Gesicht gerichtet war es, als könnte er darin lesen was als nächstes kommt. Ich bin mir sicher, wenn Lucio ein Zuhause bekommt, dass ihn fordert, fördert und auch mit Zuwendung beglückt, kann Lucio ein super Begleiter werden, der schon weiss was als nächstes zu tun ist bevor Frauchen oder Herrchen es aussprechen kann.
Cuba: Wahrlich eine echte Dame, natürlich erst mal wieder überschwängliche Freude wenn man in den Zwinger kommt, dabei aber immer noch sehr respektvoll uns Menschen gegenüber. Cuba und ihre Schwester Havana sind sportliche hübsche Hündinnen und ich habe erwartet, dass sie im Freilauf erst mal ihre Runden rennen wollen. Aber dem war nicht so, kaum hat mein Hinterteil den Boden berührt, um die Hunde erst einmal zu beobachten, kam Cuba in freundlicher Haltung angeschlurft und kroch auf meinen Schoß. Dort wäre sie wahrscheinlich gerne auch stundenlang gelegen und hätte sich verwöhnen lassen. Es war faszinierend wie schnell sie sich auf einen ihr fremden Menschen einlassen konnte und einfach nur die Nähe genossen hat. Sie und ihre Schwester gehören definitiv aufs Sofa und nicht in den Zwinger!
Bruce: Der kleine Kerl mit den riesen Ohren. Das große Gewusel zwischen den anderen kleinen Hunden wird ihm schnell zu anstrengend, dann geht er einen Schritt zurück und wartet bis er dran ist. Das habe ich aber nicht als Ängstlichkeit oder Unsicherheit wahrgenommen. Er macht eher den Eindruck von einem weisen älteren Herr, der weiss wann es angebracht ist sich zu präsentieren und wann es Zeit ist sich auch mal zurück zu nehmen. Auch im Auslauf zeigte er sich so. Wenn die "Jungen Wilden" mit Überschwänglichkeit versuchten sich in die erste Reihe zu drängeln, suchte er sich ein Plätzchen dahinter und wartete geduldig in Sitzposition bis man sich zu ihm „durchgekämpft“ hatte.
Bob2: Er gehört wohl zu den Hunden, die schon einiges hinter sich haben und deshalb ein Teil ihrer Unbeschwertheit wegpacken mussten. Im Zwinger braucht man erst mal etwas Geduld bis er sich anfassen und auch ein Halsband anlegen lässt. Dann kommt er aber gerne mit raus in den Auslauf. Dort hält er erst mal einen kleinen Sicherheitsabstand, blieb aber auch in unserer Nähe. Wenn man dann sein Zeit- und auch sein Raumbedürfnis berücksichtig, wagt er sich immer näher ran. Die ersten Berührungen führen noch zu leichtem Zucken, aber sein Misstrauen hielt ihn nicht davon ab uns eine Chance zu geben ihm zu zeigen, dass wir ihm nur Gutes wollen. So kommt er dann auch immer nochmal einen Schritt näher, wenn man aufhört ihn zu streicheln, um doch nochmal eine kleine Portion davon zu erhaschen, bis er irgendwann ganz nah ist und anfängt diese Zuwendung auch zu genießen. Er hat sogar mehrfaches Halsband anpassen akzeptiert. Er würde sich bestimmt auch in einem verlässlichen ruhigen Haushalt mit rücksichtsvollen Frauchen oder Herrchen wohl fühlen und sich auch gerne auf diese einlassen.
Fuzzy, ein lustiger kleiner Kerl, der seine Familie sicher oft auch zum lachen bringt. Champ und Chicca2, die fröhliche Menschennähe suchenden Junghunde geworden sind und noch viel kennenlernen möchten. Die verrückten R-Welpen, die aus der Schneidersitzperspektive mehr von Vögeln haben als von Hunden, weil sie alle versuchen ein Plätzchen ganz nah am Menschen zu erhaschen. Linda, eine zurückhaltende freundliche Dame. Bonzo, der gerne kooperiert und sich auch durch die gruselige Kamera nicht beeindrucken lässt. Quando und Tandy, zwei kräftige Labbis voller Lebensfreude und Energie. Janne, die schöne Hündin, die ich mit auf einen Spaziergang genommen habe, wo sie immer wieder ihre Aufmerksamkeit bei mir hatte, obwohl es doch so viel anderes außerhalb des Shelter-Geländes zu erkunden gibt. Kessy, Jaro, Zero, Wanda, Lucas, Marty, Manny – große Hunde, die wissen, wer sie sind und so gerne ein Zuhause hätten in dem sie einfach dabei sein dürfen und die Welt erkunden.
Derzeit beherbergt das Julia Shelter über 85 Hunde, jeder einzelne hätte eine Story verdient, aber vor allem hätte jeder einzelne ein Zuhause verdient.
Ich habe so viele tolle Hunde und auch Menschen auf der Insel kennenlernen dürfen. So viel lernen und erfahren dürfen. Tierarzt, Schoeller Flug, Tötungsstation, und und und. Diese Woche hat mir einen umfangreichen Einblick in die Arbeit vor Ort gegeben. Ich habe großen Respekt vor dem, was das Team dort auf die Beine gestellt hat! Die Zypernpfoten in Not e.V. ist eine Tierschutzorganisation, hinter der ich zu 100% stehen kann und ich dankbar bin, auch ein kleines Puzzle-Teil davon sein zu dürfen. Das war wahrscheinlich nicht mein letzter Besuch vor Ort! Ich möchte mich nochmal bei allen Menschen, die dabei waren bedanken, so herzlich empfangen worden zu sein und bei der Hand genommen zu werden, um das alles auch erleben zu können.
Viele Grüße Babsy
(Pflegestelle seit 2016)