Besuch im Julia Shelter von Anja, Claudia und Astrid vom 08.03.-15.03.2017

Mittwoch, 08.03.2017 ANREISE

Endlich war es soweit : Abflug nach Paphos, Zypern um 9.00 Uhr. Die schon seit Tagen empfundene Vorfreude machte sich noch breiter.

Ankunft um 14.35 Uhr : Claudia, Anja und ich

Abflug kurze Zeit später : Maddy, Marlon, Carlos, Brit und Lotte auf dem Weg mit Herrn Schöller in ein neues Leben. Viel Glück, ihr Süßen !!!!!

Außer Einkaufen und nettem Beisammensein ist an diesem Tag nicht mehr viel passiert. Penetrant meldet sich die Vorfreude wieder und flüstert uns leise ins Ohr: Morgen erster Tag im Shelter !!!! Yipphieeee !!!!!

Donnerstag, 09.03.2017 ZECKENALARM

Unser erster Job am Morgen war, einen Pointer aus der Tötung in Palodia zu holen. Die Jagdsaison ist jetzt zu Ende und viele Pointer werden nun aussortiert und zurückgelassen oder ausgesetzt. Wenn sie Glück haben, landen sie in der Tötung von Palodia. Der dort zuständige Bürgermeister ist sehr freundlich und tierlieb. Bevor die Zeit für einen Hund abgelaufen ist (ca. 2 Wochen ), wird das Julia Shelter von ihm informiert und die Hunde in Sicherheit gebracht.

An diesem Morgen fanden wir zwei Hunde vor : die kleine, junge Pointerhündin haben wir Karla getauft, die etwas ältere Spanielmixhündin Ella. Von der Tötung ging es direkt zum Tierarzt zum ersten Check. Eine Floh-und Zeckenbehandlung war dringend erforderlich. Während der Fahrt dorthin und auch danach sammelten Anja und ich die kleinen possierlichen Tierchen von den Hunden ab und entsorgten sie aus dem Autofenster. Achtung Fahrtwind !!!!!

Im Shelter gab es eine herzliche Begrüßung von den Jungs (Chami, Dipal, Sanji und Erendes) und wir freuten uns auch sehr, sie wiederzusehen. Auch Andrea war schon im Shelter. Sie hatte sich sogar zwei Tage frei genommen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Helfer, aber im Speziellen an die vier Jungs, die wirklich jeden Tag einen guten Job machen und sehr entspannt und freundlich mit den Hunden umgehen. Wir haben immer Bilder im Gepäck von ihren ehemaligen Schützlingen und sie freuen sich riesig, sie in ihrem neuen Zuhause zu sehen .Claudia und ich haben auch gleich unsere zukünftigen Pflegis besucht: Cosmo und Elli sollten schon bald mit uns zurückfliegen. Aber soweit war es ja noch nicht.

Freitag, 10.03.2017 SHELTERALLTAG

Auch an diesem Morgen ging es zuerst wieder zum Tierarzt. Wir holten Ina ab, die wegen einer Entzündung im Maul behandelt wurden ist. Zurück im Shelter durfte sie gleich mit ihrer Gruppe in den Auslauf : Roxy, Eros, Bruni, Shima und eigentlich Muck.

Muck war an diesem Morgen nicht bereit, den Pen zu verlassen. Claudia hatte eine ganze Weile mit ihm gearbeitet, aber zu groß waren seine Scheu und sein Misstrauen. Auch Ella und Karla, die wir am Vortag aus der Tötung geholt hatten, durften mit in den Auslauf. Beide hatten sich offensichtlich schnell von den Strapazen der letzten Tage erholt und es war eine Freude, sie so entspannt im Auslauf zu sehen.

Besonders spannend ist es, verschiedene Hundegruppen im Freilauf in ihrer innerartlichen Kommunikation zu beobachten. Für die erweiterte Einschätzung eines Hundes kann dieses Verhalten sehr aufschlussreich sein. Auch Elli hat mich den ganzen Tag begleitet. Sie genoss es, sich frei auf dem ganzen Gelände bewegen zu dürfen und half mir mit ihrer Anwesenheit beim Testen der anderen Hunde. An diesem Abend nahm ich sie mit nach Hause und sie hat wahrscheinlich zum ersten Mal ein Haus betreten und auf einem weichen Sofa geschlafen.

Samstag, 11.03.2017 REGENALARM

Heute morgen sind wir mit echtem norddeutschen Wetter aufgewacht: Regen, Regen, Regen!!!!! Na klasse - was wird das denn für ein Tag? Schön war`s und warum ? - weil wir zwei neue , süße Welpen aufgenommen haben- weil wir erleben durften, wie Hunde ihre Lebenfreude pur zeigen im Freilauf über das ganze Gelände - weil wir zusammen mit den Jungs gelacht haben und viel Spaß hatten - weil Unwetter und Regen uns nicht davon abhielten mit gefühlten 8kg Lehmschlamm unter jedem Schuh mit den Hunden ins Abenteuer zu gehen - weil Karla und Elli auch wieder dabei sein durften - weil wir mit deutscher Gründlichkeit Geschirre, Halsbänder und Leinen sortiert und aufgehängt haben und aaaalle über uns gelacht haben - weil wir Hunde getestet haben und sie für Pflegestellen und Endstellen begeistern konnten.

Alles in allem ein erfolgreicher Tag trotz norddeutschen Wetters, der uns aber auch emotional und körperlich gefordert hat. Wir waren erschöpft, aber glücklich und ließen den Abend mit einer Flasche Wein ausklingen - vielleicht waren es auch zwei. Morgen ist Ausflugstag! Ein Tag ohne Hunde. Geht das ????

Sonntag, 12.03.2017 EIN TAG OHNE HUNDE

Bei mal wieder strömenden Regen und mit ein ganz klein wenig schlechtem Gewissen sind wir drei nach Limassol aufgebrochen um uns dort mit Andrea zu treffen. Andrea arbeitet ehrenamtlich im Shelter so wie es ihre Zeit zulässt. Heute hatte sie auch darauf verzichtet, um uns Nikosia zu zeigen. Nikosia wird durch einen Streifen Niemandsland in zwei Zonen getrennt. Es ist die Trennlinie zwischen den griechischen und türkischen Vierteln Nikosias. Nur mit Passkontrolle auf beiden Seiten konnten wir die Grenze passieren. Wie einst in Berlin, wurde die Mitte zur Randlage. Wir hatten einen schönen Tag mit vielen Eindrücken und ein bisschen Shopping, auch von heftigen Regengüssen wurden wir bis zum Abend weitgehenst verschont. Vielen Dank Andrea!

Montag, 13.03.2017 VORLETZTER TAG

Heute sind wir zeitlich sehr entspannt in den Shelter gefahren d.h. wir hatten ein richtiges Urlaubsfrühstück! Auch heute hatten wir einen Plan: Die Gruppe Marty, Kessy und Drake durfte in den Auslauf mit dabei Ellli und Olli. Dann kam Henry dazu, um zu testen, ob er nach Ailas Auszug (vermittelt !) in diese Gruppe passen könnte.

Sehr spannend. Henry und Kessy hatten eine kleine Auseinandersetzung innerhalb von Sekunden - kurz geklärt, aber noch lange nicht ausdiskutiert, wie sich später herausstellte. Wir haben sie in der Konstellation Henry, Kessy, Drake und Marty in den Pen gebracht und ich beobachtete die Gruppe. Es wurde viel kommuniziert und auch mal gepöbelt. Letztendlich verlief es nicht ganz so reibungslos wie wir uns das gewünscht hätten. Henry und Kessy fingen in einer Phase, wo alle ruhten, mit der nächsten Diskussion an. Diesmal war es Kessy, die den Rüden in die passive Unterwerfung brachte.Schlussendlich sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass Henry in einer Gruppe überfordert und gestresst ist und mit nur einem Partner im Pen besser klar kommen könnte. Ein Partner, der seine Individualdistanz ohne Wenn und Aber akzeptieren würde. Zwischenzeitlich hatten Claudia und Anja wieder andere Gruppen im Auslauf laufen lassen.

Am Abend bei lecker Abendessen mit Barbara gab es viele Diskussionen, welche Entscheidungen man wann treffen sollte/muss, um auch emotional durchzuhalten. Denn verdient hat es jeder dieser einzigartigen Hunde, dass wir uns um sie kümmern, sie wahrnehmen mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Vorgeschichten und versuchen, sie so anzunehmen, wie sie sind, ob als Pflegestelle oder als Forever home. So klingt der Abend aus mit dem Gedanken an jene, die wir nicht retten können und an jene, die eine Chance auf ein neues, bessere Leben haben.

Dienstag, 14.03.2017 ABSCHIED

Heute ist Tierarzttag also ab early in the morning zum Shelter damit 11 !!!!! Hunde pünktlich ihren Termin einhalten. Darunter auch Chester und Tiger, die mit uns nach Hamburg fliegen sollten (+ Elli und Cosmo). Anja und Claudia fuhren das zweite Auto und machten sich mit der wertvollen Fracht auf den Weg.

Ich bin im Shelter geblieben, um Henry mit Yasemin zu testen. Nach den Beobachtungen der letzten Tage schien sie mir geeignet, um mit Henry nach Ailas Auszug den Pen zu teilen. Yasemin ist eine aufgeschlossene und souveräne Hündin, sucht aber nicht penetrant den Kontakt mit anderen Hunden. Henry ist im Erstkontakt erstmal misstrauisch gegenüber Hund und Mensch. Er besteht meistens auf die Einhaltung seiner Individualdistanz und zeigt das deutlich. Yasemin ist eine Hündin, die diese Distanz einhalten kann.

Zu dem Thema Einschätzung möchte ich euch sagen, dass das unter Shelterbedingungen sehr schwierig sein kann. Einen Hund einmal im Aus- oder Freilauf zu sehen, ist eine absolute Momentaufnahme. Unter der aufgestauten Energie, die sich im freilauf freisetzt, neigen die Hunde u.a. zu Übersprungshandlungen, die zu ungenauen Einschätzungen führen können. Diese Hunde zeigen sich in der Regel bei artgerechter, individueller Auslastung und einem routinemäßigen Alltag, der ihnen Sicherheit und Orientierung gibt, ganz anders. Wir hatten einige Hunde bzw. -gruppen mehrmals im Auslauf und konnten positive Veränderungen in ihrem Verhalten feststellen, weil sich die Dynamik der Gruppen aufgrund ihrer Bewegungsfreiheit verändert hat.

An dieser Stelle bitte ich um Verständnis, wenn eine Einschätzung in einzelnen Details nicht mehr hundertprozentig passt, wenn der Hund bei euch auf der Pflege- oder Endstelle ankommt. Alle sind sehr, sehr bemüht, euch die bestmöglichen Informationen zu geben. Die erfolgreichen Vermittlungen in der Vergangenheit sind eine Bestätigung der guten Arbeit eines tollen Teams in Deutschland und auf Zypern.

Mittwoch, 15.03.2017 ABREISE

Abreise heißt Abschied nehmen. Abreise heißt nur noch helfen können aus der Entfernung. Abreise heißt für mich, eine Elli im Gepäck zu haben. Abreise heißt, viele Andere zurückzulassen. Abreise und Abschied tun weh.

Aber wir waren um 11.30 Uhr mit Barbara beim Tierarzt verabredet um Chester und Tiger einzusammeln. Elli und Cosmo haben die Nacht bei uns verbracht und waren schon dabei. Cosmo im schicken Täschchen, ganz standesgemäß durfte er reisen. Er hat das alles wirklich prima gemacht.

Beim Check In haben wir erfahren, dass der Flieger 2,5 Stunden Verspätung hatte. Dank des freundlichen Bodenpersonals durften die Hunde eine Stunde später reibungslos einchecken. So blieb ihnen eine weitere Stunde Wartezeit auf dem Rollfeld erspart. Wohlbehalten kamen wir schließlich mit unserer wertvollen Fracht in Hamburg an und wurden schon sehnsüchtig erwartet. Ein kleiner Junge mit seiner Mama war besonders aufgeregt. Tiger heißt jetzt Scooby und wird diesen kleinen Jungen viele Jahre begleiten. Schöner kann eine Ankunft nicht sein.